Mo | 17.01. | 19:30
Vernissage
Fr | 11.02. | 19:30
Kunst + Liturgie + Musik
Führungen durch die Ausstellung mit Gerda Enk und Thomas Reuter
So | 06.02. | 11:15
So | 20.02. | 11:15
in den Wochen zwischen Weihnachten unddem Beginn der Fastenzeit, von manchen auch die „5. Jahreszeit“ genannt, prägt eine Installation mit dem Titel „die NARREN“ unseren Kirchenraum. Gerda Enk und Thomas Reuter haben als Künstler*in diese Ausstellung zusammen mit einem Teilunserer Pastoralgruppe konzipiert. Mit den folgenden Statements gewähren Gerda Enk und Thomas Reuter uns einen Einblick in die ganz eigene Welt der Narren und wie diese auf unsere Welt schauen. Und sollten Sie dann neugierig geworden sein, dann schauen Sie doch mal in diesen Wochen vorbei in unserer Kirche.
Ein Narr? Ist er Mensch? Symbolfigur? Außenseiter? Ist er ein vagabundierender Grenzüberschreiter? Ist er Weiser oder Tölpel? Vielleicht sogar Hoffnungsträger? Narren sind irritierend vielschichtig und widersprüchlich. Sie wollen nie belehren und werden gerade so zu wahren Lehrmeistern. In Zeiten von kaum noch zu erfassenden, von Katastrophen flankierten Umbrüchen, Ungewissheiten und Verleumdungen, von grenzenloser Zerstörung durch Machtgier und Habsucht ist es von Nutzen, sich mit diesen konträren Wesen zu beschäftigen. Sich auf einen Narrenweg einzulassen, der sich durch die ganze Welt zieht, denn schließlich gibt es in jeder Kultur und auf jedem Erdteil Narren, die ein Universum an Möglichkeiten in sich bergen, ohne der Illusion zu verfallen, dass es nur eine einzige Wahrheit gäbe, die man den Anderen aufzwingen dürfe.
Unsere Narren schauen von oben auf eine Welt, die im Argen liegt und verleiten mit närrischem Lachen zum Nachdenken darüber, wie unser eigener, wenn auch nur kleiner Beitrag zu einer besseren Welt sein könnte. Ausflüchte lassen sie nicht zu. Oft gehörte, unhinterfragte Floskeln scheitern an ihrem gnadenlosen Blick auf die Wunden unserer Erde und deren Ursachen. Sie begaben uns mit der Hoffnung, dass noch Heilung möglich sei, wenn wir nur bereit wären, daran mitzuarbeiten.
In der Installation breiten sich über dem Chorraum leuchtend frühlingshafte Narren aus, selbst Botticellis „Frühling“ hat sich eingestellt. Unter dieser illustren Narrenschar verdämmern abgestorbene Fichten als Mahnbäume: Nadelbäume wird es in absehbarer Zeit in unserer Region nicht mehr geben als Folge der Erderwärmung. Damit wird eine alte Weihnachtstradition untergehen. Vor den Fichten liegt ein umgefallener, durch Bleiplatten bedrängter Baum, auch er ein Hindeuten auf die Situation der Bäume, auf unseren Umgang mit ihnen, mit der Natur, letzten Endes mit uns Menschen selbst. Wie eine Einführung oder hoffnungsträchtige Vorschau liegen auf der Treppe vordem Kirchenportal zwei grob behauene Steine zwischen denen aus einer Hand voll Erde ein junger Schössling wächst.
Gerda Enk
Heute sprach mich ein Baum an
er stand aufrecht
und starb.
Schon immer hat mich die unnachgiebige Nachgiebigkeit der Bäume beeindruckt, so wie sie Bertold Brecht in seiner morgendlichen Rede an den Baum Grien beschreibt. Die Stürme werden stärker, der Boden trockener, die Bäume geben nach. Sind die Basaltsäulen, die Joseph Beuys 1982 in Kassel neben1000 Eichen aufstellten ließ, Grabsteine?
Thomas Reuter